Ich bin vermutlich das, was man einen stillen Leser nennt. Kommt es unter Blogposts anderer zu Diskussionen, schalte ich mich nur selten ein. Meist überfliege ich nicht einmal die Kommentare anderer Leser, da die Themen der Blogs, auf denen ich so unterwegs bin, zum Großteil sowieso nicht Stoff für zündende Emotionen sind – denn wer diskutiert schon hitzig, ob ein Silkdress über einem Langarmshirt jetzt der Nummer eins Trend ist oder doch eher Back to Kindergarten (Was meint ihr?). Oder ich habe mich schon auf eine Meinung festgelegt und dabei belasse ich es dann. So wie auch oft die Kommentarfunktion auf Facebook einem sinnlosen Einrennen gegen die Dummheit anderer Menschen gleich kommt, verhält sich das auch öfter mal in den Diskussionen zu schwierigen Themen auf Blogs und Co. Und es braucht schon viel, dass ich selbst mal meine Klappe aufmachen und mich einschalte. Vor ein paar Tagen war es dann wieder so weit.
Aber zurück zum
Thema. Normalerweise mische ich mich nur selten in die Diskussionen ein, die
unter Blogposts so stattfinden. Es sei denn, ich habe wirklich eine starke
Meinung zu einem Thema oder in diesem Fall einfach mehr Ahnung. Seit fünf
Jahren ernähre ich mich nun schon glutenfrei. Warum? Nicht weil es das Coolste
überhaupt ist, ich meinem Körper etwas Gutes tun möchte (obwohl, ein bisschen
schon), dem neuesten Trend folge oder auf mich aufmerksam machen möchte. Im
Gegenteil, ich würde beim Thema Ernährung lieber unter dem Radar schwimmen,
nicht immer die Sonderbestellung aufgeben müssen, die Extrawurst sein, wenn ich
bei Freunden zu Besuch bin. Nein, mein Körper hat nun mal entschieden, dass er
diesen kleinen Inhaltsstoff der meisten Getreidesorten namens Gluten einfach
nicht verträgt und mich stattdessen mich starken Bauchschmerzen und nicht
abklingenden Entzündungen in meinem Magen-Darm-Trakt straft. Es war ein langer
Weg bis meine Intoleranz überhaupt erst diagnostiziert wurde und ein noch
längerer, sich mit der radikalen Ernährungsumstellung anzufreunden, sein
Konsumverhalten umzustellen und im Monat unter dem Strich plötzlich ein
bisschen mehr Kohle für die alltäglichen Lebensmittel hinzublättern.
Um auf den Hype
um glutenfreie Ernährung zurück zu kommen: Ich bin dankbar, dass mir Hersteller
wie Schär und Co. in manchen Situationen einen Ausweg anbieten, etwa wenn im
Hotel extra glutenfreie Produkte für mich bereit liegen oder ich trotz allem
nicht auf meine geliebte Pasta verzichten möchte. Die glutenfreien Produkte
jedoch als echten Gesundheitsinput zu verkaufen, ist schlichtweg falsch, denn
diese zuckerbepackten Artikel sind nicht nur wahre Dickmacher, sondern
schädigen auf langfristige Sicht auch die Gesundheit (Der Insulinspiegel grüßt
aus den Wolken). Es ist nicht
gesünder auf das gute, frischgebackene Brot vom Bäcker zu verzichten, um
stattdessen auf die plastikverpackten, glutenfreien Zuckerbomben
zurückzugreifen. Es ist nicht
gesünder, auf eine Hand voll Oreo-Kekse zu verzichten, um sich dann die
vermeintlich gesunden glutenfreien Kekse ohne Reue und schlechtes Gewissen
reinzuziehen. Wer denkt, dass man mit der Umstellung auf glutenfreie Produkte
den Weg in eine gesunde, ausbalancierte Ernährung gefunden hat, liegt falsch.
Denn am Ende kommt es immer auf das richtige Maß an und vor allem darauf, sich
vorher gründlich zu informieren, anstatt blind dem Hype, in diesem Fall dem
kleinen durchgestrichenen Getreidezeichen zu folgen.
Gründlich
informiert hat sich in der vergangenen Woche wohl auch eine Bloggerin, die in
Kooperation mit Schär die glutenfreien Produkte angepriesen und verlost hat.
Gründlich informiert hat sich sicher auch Schär, welche die großartige Idee
hatten, mit einer Bloggerin zu kooperieren, die weder eine Unverträglichkeit
hat noch die Ahnung, wie man gesunde Ernährung erfolgreich umsetzt – jedenfalls
nicht durch glutenfreie Ersatzprodukte. Wirklich schade, dass eben jene
Bloggerin kurz zuvor noch einige Posts über ein authentisches Image
veröffentlicht und dann doch ihre Leser an einen Großkonzern wie Schär verkauft
hat, der in erster Linie zu drastisch hohen Preisen von der Krankheit anderer Leute
lebt. Das Krankenhaus lebt auch von
kranken Leuten, um besagte Bloggerin an dieser Stelle wörtlich zu zitieren.
Ganz sicher versucht das Krankenhaus aber nicht, gesunden Menschen zu raten,
den Krankenhaus-Lifestyle zu leben. Oder habe ich den Infusionsbeutel-Hype etwa
auch verpasst?
Und um das
ganze, angespannte Thema ein wenig lockerer abzurunden, hier zum Schluss ein
kleiner Fun Fact zum Thema Ernährungstrends und Healthy Lifestyle: Mein Office
2008 Paket respektive Word kennt den Begriff vegan schon mal nicht. Jeder Hype hat eben einmal einen Anfang. Und
hoffentlich auch ein Ende.
LL