Ich bin vermutlich
das, was man einen stillen Leser nennt. Kommt es unter Blogposts anderer zu
Diskussionen, schalte ich mich nur selten ein. Meist überfliege ich nicht
einmal die Kommentare anderer Leser, da die Themen der Blogs, auf denen ich so
unterwegs bin, zum Großteil sowieso nicht Stoff für zündende Emotionen sind –
denn wer diskutiert schon hitzig, ob ein Silkdress über einem Langarmshirt
jetzt der Nummer eins Trend ist oder doch eher Back to Kindergarten (Was meint ihr?). Oder ich habe mich
schon auf eine Meinung festgelegt und dabei belasse ich es dann. So wie auch
oft die Kommentarfunktion auf Facebook einem sinnlosen Einrennen gegen die
Dummheit anderer Menschen gleich kommt, verhält sich das auch öfter mal in den
Diskussionen zu schwierigen Themen auf Blogs und Co. Und es braucht schon viel,
dass ich selbst mal meine Klappe aufmachen und mich einschalte. Vor ein paar
Tagen war es dann wieder so weit.
Der ganze Trend
um gesunde Ernährung geht mir in der Regel ziemlich auf die Nerven. Auch ich beschäftige
mich mit dem, was bei mir auf den Tisch kommt und manchmal führt der Weg an
Trends auch nicht vorbei, doch ich mache wenig Aufsehen um das, was bei uns
Zuhause gekocht wird und noch weniger mische ich mich ein, was bei anderen so
im Einkaufswagen landet. Warum? Weil ich auch hier meine eigene Meinung habe,
es aber völlig ok finde, wenn meine Freunde und Bekannten andere Ansichten
teilen. Es muss nicht immer kompliziert sein. Als ich gestern mit einer guten
Freundin aus war, die sich in ihrem Leben dazu entschlossen hat vegan zu leben,
haben wir uns trotzdem mitternächtliche Pommes geteilt, denn Pommes verbinden,
das sollte die Message sein! Und nicht der vorwurfsvolle Blick, wenn statt
Gemüsebratlinge im Restaurant ein Steak bestellt wird oder wenn der Kuchen zum
Kaffeeklatsch aus einer Backmischung gezaubert wurde.
Aber zurück zum
Thema. Normalerweise mische ich mich nur selten in die Diskussionen ein, die
unter Blogposts so stattfinden. Es sei denn, ich habe wirklich eine starke
Meinung zu einem Thema oder in diesem Fall einfach mehr Ahnung. Seit fünf
Jahren ernähre ich mich nun schon glutenfrei. Warum? Nicht weil es das Coolste
überhaupt ist, ich meinem Körper etwas Gutes tun möchte (obwohl, ein bisschen
schon), dem neuesten Trend folge oder auf mich aufmerksam machen möchte. Im
Gegenteil, ich würde beim Thema Ernährung lieber unter dem Radar schwimmen,
nicht immer die Sonderbestellung aufgeben müssen, die Extrawurst sein, wenn ich
bei Freunden zu Besuch bin. Nein, mein Körper hat nun mal entschieden, dass er
diesen kleinen Inhaltsstoff der meisten Getreidesorten namens Gluten einfach
nicht verträgt und mich stattdessen mich starken Bauchschmerzen und nicht
abklingenden Entzündungen in meinem Magen-Darm-Trakt straft. Es war ein langer
Weg bis meine Intoleranz überhaupt erst diagnostiziert wurde und ein noch
längerer, sich mit der radikalen Ernährungsumstellung anzufreunden, sein
Konsumverhalten umzustellen und im Monat unter dem Strich plötzlich ein
bisschen mehr Kohle für die alltäglichen Lebensmittel hinzublättern.

Ganz am Anfang
bin ich wahllos durch die Regale im Supermarkt gestolpert, habe mich über jedes
Lebensmittel gefreut, welches das kleine durchgestrichene Getreidezeichen auf
der Packung hatte, nur um an der Kasse dann zu schlucken, wenn die Aufbackpizza
plötzlich sechs Euro gekostet hat oder das Brot vier. Daheim hab ich dann den
Großteil in den Müll gepfeffert, einfach weil es – entschuldigt meinen Ausdruck
– scheiße geschmeckt hat. Mein Essverhalten umzustellen hat ein Weilchen
gedauert, von glutenfreien Ersatzprodukten wie Brot, Kuchen, Kekse etc. bin ich
aber recht rasch abgekommen. Das war Anfang 2012. Heute, knapp fünf Jahre
später boomt glutenfreie Ernährung, es ist ein regelrechter Hype und nicht
selten kriege ich bei neuen Bekanntschaften zu hören, Ach, du ernährst dich auch glutenfrei? Das ist ja so gesund! Ist es
das? Sicherlich nicht, wenn dir tagsüber auf Arbeit die Alternativen ausgehen,
was du essen könntest und mal wieder nicht daran gedacht hast, dir etwas
mitzunehmen. Dann wird eben gehungert bis in die Abendstunden, anstatt
schmerzhafte Bauchschmerzen zu riskieren. Warum ich dennoch nicht zu
Ersatzprodukten aus dem Supermarkt greife und mir dann ja ein Brot schmieren
könnte? Der genaue Blick auf die Nährwerttabelle verrät schnell, dass der
Hauptbestandteil von Produkten wie die von Schär und Co. sicher nicht Gluten
ist, dafür jedoch eine einzige Zuckerbombe. Das ist sicherlich noch gesünder!
Heute habe ich das Problem ganz gut in den Griff gekriegt, ich kenne genügend
Marken, Läden und Produkte, die mir im Alltag eine echte Alternative anbieten,
eine, die glutenfrei und gesund ist.
Glutenfreie Ernährung ist längst ein Teil von mir und nichts, worüber ich groß
grüble. Im Gegenteil, es geht mir gut, denn glutenfreie Ernährung bietet viele
Vorteile und ist unheimlich gesund – wenn man die Sache richtig angeht.
Um auf den Hype
um glutenfreie Ernährung zurück zu kommen: Ich bin dankbar, dass mir Hersteller
wie Schär und Co. in manchen Situationen einen Ausweg anbieten, etwa wenn im
Hotel extra glutenfreie Produkte für mich bereit liegen oder ich trotz allem
nicht auf meine geliebte Pasta verzichten möchte. Die glutenfreien Produkte
jedoch als echten Gesundheitsinput zu verkaufen, ist schlichtweg falsch, denn
diese zuckerbepackten Artikel sind nicht nur wahre Dickmacher, sondern
schädigen auf langfristige Sicht auch die Gesundheit (Der Insulinspiegel grüßt
aus den Wolken). Es ist nicht
gesünder auf das gute, frischgebackene Brot vom Bäcker zu verzichten, um
stattdessen auf die plastikverpackten, glutenfreien Zuckerbomben
zurückzugreifen. Es ist nicht
gesünder, auf eine Hand voll Oreo-Kekse zu verzichten, um sich dann die
vermeintlich gesunden glutenfreien Kekse ohne Reue und schlechtes Gewissen
reinzuziehen. Wer denkt, dass man mit der Umstellung auf glutenfreie Produkte
den Weg in eine gesunde, ausbalancierte Ernährung gefunden hat, liegt falsch.
Denn am Ende kommt es immer auf das richtige Maß an und vor allem darauf, sich
vorher gründlich zu informieren, anstatt blind dem Hype, in diesem Fall dem
kleinen durchgestrichenen Getreidezeichen zu folgen.
Gründlich
informiert hat sich in der vergangenen Woche wohl auch eine Bloggerin, die in
Kooperation mit Schär die glutenfreien Produkte angepriesen und verlost hat.
Gründlich informiert hat sich sicher auch Schär, welche die großartige Idee
hatten, mit einer Bloggerin zu kooperieren, die weder eine Unverträglichkeit
hat noch die Ahnung, wie man gesunde Ernährung erfolgreich umsetzt – jedenfalls
nicht durch glutenfreie Ersatzprodukte. Wirklich schade, dass eben jene
Bloggerin kurz zuvor noch einige Posts über ein authentisches Image
veröffentlicht und dann doch ihre Leser an einen Großkonzern wie Schär verkauft
hat, der in erster Linie zu drastisch hohen Preisen von der Krankheit anderer Leute
lebt. Das Krankenhaus lebt auch von
kranken Leuten, um besagte Bloggerin an dieser Stelle wörtlich zu zitieren.
Ganz sicher versucht das Krankenhaus aber nicht, gesunden Menschen zu raten,
den Krankenhaus-Lifestyle zu leben. Oder habe ich den Infusionsbeutel-Hype etwa
auch verpasst?
Und um das
ganze, angespannte Thema ein wenig lockerer abzurunden, hier zum Schluss ein
kleiner Fun Fact zum Thema Ernährungstrends und Healthy Lifestyle: Mein Office
2008 Paket respektive Word kennt den Begriff vegan schon mal nicht. Jeder Hype hat eben einmal einen Anfang. Und
hoffentlich auch ein Ende.
LL