18 Aug 2016

Column - Marry by 25, Kids by 30

Sobald ich Facebook öffne, springt mir die nächste Anzeige entgegen, dass sich eine Bekannte von mir verlobt hat, Freunde ihr erstes Kind erwarten oder in ein selbstgebautes Haus ziehen. Ich bin schon fast irritiert, wenn es einen Tag lang keine Neuigkeiten gibt. Im Gegensatz zur Generation meiner Eltern, in der es als super spießig galt kirchlich zu heiraten und sich früh auf einen Partner, ein Haus und Kinder festzulegen, scheint es im Moment im Trend zu sein, das alles möglichst schnell zu erreichen. 
 
Dabei dachte ich, dass ich eher der Generation "YOLO" ("you only live once") angehöre, in der wir immer mehr auf uns selbst achten, uns gesund ernähren, viel reisen und uns selbst verwirklichen wollen. Doch scheinbar ist das gepaart mit dem Wunsch, möglichst früh eine eigene Familie zu gründen und alle Lebensziele noch vor dem dreißigsten Lebensjahr zu erreichen, bevor es zu spät ist - YOLO und so. Auch ich möchte einen Beruf finden, der mich erfüllt und für eine stetige Weiterentwicklung meiner persönlichen und fachlichen Fähigkeiten sorgt. Auch ich möchte auf mich selber achten, mich gesund ernähren und viel reisen. Und mir ist die Beziehung zu meinem Freund sehr wichtig. Ich kann mir im Moment sehr gut vorstellen, den Rest meines Lebens mit meinem Freund zu verbringen. Denn er ist großartig und unterstützt mich jeden Tag darin, auf mich selbst zu achten, mich gesund zu ernähren und nach größeren Zielen zu streben. Mehr noch als ich das selbst manchmal mache. Daher sind wir ein super Team und wenn ich wirklich nach dem Mantra YOLO leben möchte, dann sehr gerne mit ihm.
 
Aber muss ich mit Anfang, Mitte zwanzig heiraten, damit ich mir auch sicher bin, dass ich das Ziel - einen guten Lebenspartner zu finden - auch wirklich erreicht habe? Wieso heiraten alle so früh? Ist es die Panik, der Partner könnte jemand besseren kennenlernen? Aber ändert eine Hochzeit wirklich etwas daran? Ich kann mit 25 Jahren heiraten und mein Leben lang glücklich mit diesem einen Partner vereint sein. Genauso kann ich das aber auch mit 50 Jahren noch. Und genauso kann eine Ehe schon nach wenigen Jahren wieder zerbrechen, weil das Leben nunmal voller (spannender) Ereignisse ist.
 
Ich sehe eine Hochzeit als Fest der Beziehung. Wenn ich heirate, möchte ich das aus dem Grund heraus machen, dass ich sage: Hej, wir beide sind so grandios zusammen, wir funktionieren gut, wir reiben uns in einem guten Sinne auf und das möchte ich zelebrieren. Die ganze Nacht durchtanzen, lecker essen und einen Tag lang vollkommen auf uns fokussieren. Denn das ist es, was ich gerne mache und das möchte ich nur für uns tun. Und ich werde alle Leute die mir lieb sind einladen, mit uns zu feiern. Uns zu feiern. 
 
Und natürlich könnte ich das nächste Woche machen, weil wir im Moment toll zusammenspielen oder aber auch in zwanzig Jahren erst. Mein Gefühl sagt mir, dass ich noch so viele tolle Dinge zu zweit mit meinem Freund erleben möchte und diese uns persönlich, aber auch auf einer Beziehungsebene weiterbringen und fordern werden. Der erste feste Job, ein Umzug in eine andere Stadt, eine große Reise und einfach einmal Zeit für uns zu haben, ohne den Gedanken jetzt schnell das Nächste erreichen zu müssen. Und irgendwann werde ich uns dann feiern wollen, weil wir all diese Dinge für uns selbst getan haben. Und da braucht es für mich einfach Zeit. Zeit für mich selbst und Zeit für meinen Freund. 
 
Und dann werde ich heiraten und es wird die grandioseste Feier meines Lebens werden. Einfach aus dem Grund, weil ich uns feiern werde. Weil ich auf mich selbst geachtet habe und meine Ziele weiterentwickelt und verfolgt habe. Und weil mein Freund dabei war und wir das gemeinsam gemacht haben. Irgendwann werde ich dieses Glück dann auch mit meinen Kindern teilen wollen. Alles zu seiner Zeit.

JB